Theater in Swisttal-Essig    General – Anzeiger  Bonn 15.09.16

Gelebte Inklusion am Birkenhof

 

 

Clara Hesse

Das Zusammenspiel von Mensch und Tier klappt im Birkenhof: Hund Galina, Pferd Sam und Erin Beckers in einer Szene aus „Hände weg von Mississippi“.

15.09.2016 SWISTTAL-ESSIG. Cornelia Funkes Theaterstück „Hände weg von Mississippi“ wird am Swisttaler Birkenhof aufgeführt. Mit dabei: fünf Hunde, vier Pferde und 17 Menschen.

Zwei Hunde mit zotteligem Fell sitzen in der Reithalle des Birkenhofs und warten auf ihren Auftritt. Ihre Namen sind Naomi und Lilith, sie haben ein Zöpfchen auf dem Kopf und gehören zu den Tierschauspielern, die in „Hände weg von Mississippi“ mitspielen, einem Theaterstück nach dem Kinderbuch von Cornelia Funke. Neben den fünf Hunden und vier Pferden spielen 17 menschliche Schauspieler im Alter von acht bis 40 Jahren, mit und ohne Behinderung, bei dem Stück mit.

Claudia Janoschka leitet das Projekt, mit ihrem Mann Joachim Janoschka betreibt sie seit fast 25 Jahren den Birkenhof. Dort geben sie reguläre Reitstunden und bieten therapeutisches Reiten für Menschen mit Beeinträchtigungen an, entweder in Einzelstunden oder in Kursen mit noch anderen Schülern. 1996 führten sie mit „König Drosselbart“ das erste Mal ein Theaterstück auf.

„Inklusion leben wir hier schon lange. Bei den Theaterstücken können alle mitmachen und werden als gleichwertig angesehen“, sagt Claudia Janoschka. Sie hat sich zur Reitpädagogin weiterbilden lassen, nachdem der einzige Anbieter für therapeutisches Reiten in der Umgebung wegzog. Bis 2012 war sie Schulleiterin der Nikolausschule in Bornheim-Waldorf. „Auch in der Schule habe ich immer gerne Theaterprojekte organisiert. Es ist schön, im Mittelpunkt stehen zu dürfen, es stärkt die Persönlichkeit.“

Die Zusammenarbeit mit den Tieren erfordere Geduld und Aufmerksamkeit, die Hunde seien aber selten ein Problem. „Die Pferde können schon mal eigenwillig sein“, meint sie. Alle Teilnehmer für die Proben zu versammeln, sei aber manchmal schwierig. „Die Kinder sind ausgelastet, da hat sich einiges verändert.“

Naomi, Lilith und ihre haarigen Schauspielkollegen sind angebunden oder werden am Halsband gehalten, als „Mississippi“ hereingeführt wird. Es ist wichtig, dass sie das Birkenhofpferd nicht erschrecken, um das sich das Stück dreht. „Mississippi“ heißt eigentlich Sam. In dem Theaterstück wäre er durch seinen neuer Besitzer Albert Gansmann beinahe beim Schlachter gelandet, hätten ihn Emma und ihre Großmutter Dolores Blumentritt nicht gekauft. Doch dann will Gansmann, „Alligator“ genannt, das Pferd plötzlich zurück.

Albert Gansmann wird von der 19-jährigen Laura Bené gespielt. Sie reitet seit 14 Jahren und wird einige ungewöhnliche Manöver auf dem Pferderücken durchführen, zum Beispiel einen gezielten Sturz. „Die Rolle ist interessant, den Bösen zu spielen, ist schon etwas anderes“, findet sie. Dolores „Dolly“ Blumentritt ist die Gegenrolle zum fiesen Albert Gansmann. Ihre Darstellerin ist die 17 Jahre alte Theresa Calcara. „Ich habe mit Reiten angefangen, als ich acht Jahre alt war, aber es ist das erste Stück, in dem ich mitspiele. Die Rolle ist lustig und es ist schön, sie zu verkörpern.“

Weitere Aufführungen an den Samstagen 17. und 24. September jeweils ab 16 Uhr auf dem Birkenhof, Sternstraße 41, Swisttal-Essig.(Clara Hesse)